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Besuch am Günzer See

Berühmt ist der Günzer See bisher als Rastplatz tausender Kraniche. Nun soll er zusätzlich ein Schauplatz für Artenvielfalt und Klimaschutz werden. Diese Verwandlung ist eines der größten Vorhaben des Verbundprojektes Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste. Am internationalen Tag der biologischen Vielfalt (22.05.2024) besuchten Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), und Dr. Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern, das KRANORAMA am Günzer See, um mehr über das Projekt zu erfahren.

 

Der Kranichrastplatz wird vielfältiger

„Der Günzer See gehört zu einem Niedermoor, das viel zu lange schon zu trocken ist“, erklärt Anne Kettner von Kranichschutz Deutschland den Gästen. „Aufgrund der Entwässerung für die intensive landwirtschaftliche Nutzung ging in den letzten 100 Jahren bereits viel Torf aus dem Moorboden verloren. Das Gebiet ist schätzungsweise um einen Meter gesackt. In trockenen Phasen löst sich dieser Torf schlicht in Luft auf, stößt kontinuierlich CO2 aus und belastet so das Klima. Wir wollen gemeinsam mit dem WWF Deutschland das Niedermoor wieder ganzjährig unter Wasser setzen und die noch vorhandene Torfschicht schützen. Damit können wir die klimaschädlichen Emissionen deutlich reduzieren. Doch nicht nur das! Der See, dessen Fläche sich fast halbiert hat und der nur noch sehr flach und artenarm ist, bekommt wieder annähernd seine ursprüngliche Größe. Drumherum bildet sich Feuchtgrünland, auf dem sich seltene Arten, wie zum Beispiel Kiebitz und Kuckucks-Lichtnelke, wohlfühlen werden.“

 

Drei Jahre Vorbereitungszeit

Ein Projekt, das einfach klingt. „Seit drei Jahren arbeiten wir an den Vorbereitungen“, erzählt Anne Kettner. „Wir haben mit allen Beteiligten, vor allem mit Eigentümerinnen und Eigentümern, aber auch Jägerinnen und Jägern, Landwirtinnen und Landwirten in der Region geredet und versucht, sie für das Projekt zu begeistern. Wir haben unzählige Daten gesammelt und geplant, wie wir wieder ausreichend Wasser ins Gebiet gekommen. Hierfür gestalten wir das Grabensystem so um, dass zuerst See und Moor mit dem Niederschlagswasser der Umgebung aufgefüllt werden und dann der Rest über das Schöpfwerk in den Bodden abgeleitet wird.“ Wenn alle Genehmigungen erteilt sind, können die Ausschreibungen starten. Geplanter Baustart: November 2024. Geplante Bauzeit: ein Jahr.

 

Eine außergewöhnliche Schatzkiste

Beim Spaziergang über das Niedermoor erfahren die Gäste, dass die Wasserstandanhebung des Moors nur ein Trittstein des Verbundprojektes ist. Zwei Kleingewässer in der Nähe wurden bereits renaturiert, zwei weitere sollen folgen. Hecken wurden und werden gepflanzt, Wildstauden ausgebracht. Die Samen dafür werden in der Region gesammelt und vermehrt. „Ich bin überwältigt“, sagt Sabine Riewenherm. „Ich habe hier engagierte Leute mit sehr guten Ansätzen erlebt, die konstruktiv mit der Landwirtschaft zusammenarbeiten und die Bevölkerung mitnehmen. Beeindruckend finde ich auch die inhaltliche Vielfalt im Verbundprojekt von Artenanreicherung auf Wiesen über Citizen Science bis hin zur Bergung von Geisternetzen in den Boddengewässern. Hier öffnet sich eine Schatzkiste an der Schatzküste.“ Minister Dr. Backhaus sagt: „Sölle und Kleingewässer gibt es viele bei uns in Mecklenburg-Vorpommern. Häufig sind sich vernachlässigt, obwohl sie eine enorme Bedeutung für die Artenvielfalt haben.“